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Raus von hier. Inschriften von Gefangenen in Abschiebehaft und Polizeigewahrsam im Klapperfeld – 1955–2002

Die Initiative »Faites votre jeu!« hat sich Anfang Februar 2009 erst nach langen ­Überlegungen und Diskussionen dazu entschieden, das ­ehemalige Polizeigefängnis »Klapperfeld« als Ersatzgebäude für das von ihr zuvor besetzte ehemalige Jugendzentrum Bockenheim anzunehmen. Fest stand von Beginn an, dass die Nutzung des Gebäudes nur bei einer kritischen Auseinandersetzung mit der über 115-jährigen Geschichte des ehemaligen ­Polizeigefängnisses stattfinden kann. Aus dieser Überzeugung heraus entstand zunächst die Dauerausstellung im Keller des Gebäudes, bei der die Lebens- und Verfolgungsgeschichten von Inhaftierten im Vordergrund stehen, die zwischen 1933 und 1945 von der Gestapo im Klapperfeld fest­gehalten wurden.

Mit der Ausstellung »RAUS VON HIER. Inschriften von Gefangenen in Abschiebehaft und Polizeigewahrsam im Klapperfeld 1955–2002« nähern wir uns der Nutzung des Gefängnisses in den letzten Jahrzehnten vor seiner Schließung. Der »Arbeitskreis 2. Stock« hat sich gegründet, um sich mit diesem Zeitraum der Geschichte des Klapperfelds zu beschäftigen. Im Zentrum steht dabei der zweite Stock des Gebäudes, wie wir ihn im Jahr 2009 vorgefunden haben, mitsamt der Vielzahl an Texten, Wandmalereien und anderen Hinterlassenschaften der Inhaftierten. Diese sollen in der Ausstellung so weit wie möglich für sich sprechen – insbesondere die tausenden von Inschriften unterschiedlichster Art, die hauptsächlich von Abschiebegefangenen verfasst wurden. Sie werden seit dem Frühjahr 2013 von vielen Freiwilligen mit Hilfe von ­Klebepunkten, Fotos und zahlreichen Tabellen übersetzt und dokumentiert. Das Ergebnis ­dieser Arbeit findet sich in den Broschüren, die in den einzelnen Zellen ausliegen. Zudem gibt es in den Zellen 57, 65 und 71 Audioinstallationen mit den Stimmen der Übersetzer*innen, die die Inschriften akustisch zugänglich machen.

Neben der Übersetzungsarbeit waren und sind wir stets auf der Suche nach Zeitzeug*innen und haben bereits spannende Gespräche mit Mitgliedern eines freiwilligen ­Besuchsdienstes, einem Polizeisanitäter und mehreren ­Anwält*innen geführt, die das Klapperfeld noch als Abschiebegefängnis kannten. Leider ist es uns bisher nicht gelungen, Interviews mit ­Personen zu führen, die selbst hier in Abschiebe­haft gesessen haben. Außerdem haben wir ­Zeitungsartikel und Dokumente aus Archiven und Bibliotheken zusammengetragen, von denen einige in der Ausstellung ausliegen. Die Inhalte aus den Gesprächen und Zeitungs­artikeln sowie zusätzliche Informationen zu den Inschriften, Haftbedingungen im Klapperfeld und Abschiebehaft im Allgemeinen findet Ihr auf den Ausstellungstafeln. Eine weitere Tafel befindet sich neben Zelle 63. Auf ihr ist der Brief eines Gefangenen abgedruckt, den zwei Besucherinnen zufällig während einer Führung hinter dem Metallspiegel dieser Zelle entdeckt haben.

Die Übersetzungsarbeit, Archivrecherche und Zeitzeug*innengespräche sollen bei ­diesem Projekt permanent weitergehen. Über neue Hinweise, allgemeine und detaillierte ­Informationen zum Haftalltag oder Kontakte zu Zeitzeug*innen sowie Mitarbeit im Arbeitskreis freuen wir uns. An dieser Stelle möchten wir uns bei allen bisherigen und zukünftigen ­Geldgeber*innen bedanken und vor allem bei allen Helfer*innen, die einen bedeutenden Teil zur Realisierung des Projektes beigetragen haben und beitragen. Ohne sie wäre diese ­Ausstellung nicht möglich.

Der Arbeitskreis 2. Stock
(Kontakt: ed.dl1732170382efrep1732170382palk@1732170382kcots1732170382retie1732170382wz1732170382)