»… vor dem Feind keine Aussagen zu machen, über die Organisation, ihre Arbeit und die Genossen. Das war für mich die wichtigste Sache.«
Hans Schwert
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Interview: Arbeitskreis Geschichte der Initiative »Faites votre jeu!« am 1. Februar 2009
Lebenslauf Hans Schwert
Hans Schwert kam im Jahre 1907 als uneheliches Kind in Nürnberg zur Welt. In armen Verhältnissen wuchs er bei Großeltern und Tante in Pfaffendorf (Franken) auf. Hier lernte er auch seine zukünftige Frau Amalie kennen.
Nachdem Hans Schwert die Volksschule absolviert hatte und seiner Familie das Geld für eine weiterführende Schule fehlte, begann er im Alter von 14 Jahren im Nachbarort eine Lehre als Maurer. Gleichzeitig trat er in die vor Ort einzige Gewerkschaft, einen christlichen Gewerkschaftsbund, ein.
Am Ende seiner Lehre 1927 übersiedelte Hans Schwert nach Frankfurt am Main. Hier fand er trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Weimarer Republik Anstellung und trat in die Baugewerkschaft des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) ein. Zwei Jahre später heiratete er Amalie.
Bald machten sich die Folgen der Wirtschaftskrise bemerkbar: Die Möglichkeiten Arbeit zu finden wurden immer schwieriger. Amalie Schwert machte sich bei ihren gelegentlichen Arbeiten als sogenannte Zugehfrau einen Namen und brachte einige Lebensmittel nach Arbeitsaufenthalten von ihrem Dorf nach Frankfurt. Dennoch reichte es kaum zum Leben. In dieser Zeit entschieden sich Amalie und Hans Schwert bewusst gegen Kinder: Einerseits weil ihre wirtschaftliche Lage schlecht war, andererseits weil das politische Engagement Hans Schwerts folgenreich sein konnte. Hans Schwert war Gewerkschafter und trat in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Die Einschätzung, dass Amalie möglicherweise einst als alleinerziehende Mutter dastehen könnte, ließ sie von ihrem Kinderwunsch zunächst Abstand nehmen. Um sich weiterzubilden, begann Hans Schwert die Marxistische Arbeiterschule zu besuchen. Was er hier erfuhr, prägte ihn sehr, war ihm »auch später im antifaschistischen Kampf eine große Stütze«.
Ab dem 2. Mai 1933 hatten die Nazis die Gewerkschaftshäuser in Beschlag genommen. Damit veränderte sich Schwerts Arbeit in der KPD. Zusammen mit anderen Gewerkschafter_innen gründete er neue Gewerkschaftsgruppen in den Adler- und den Teweswerken sowie in der Eisenbahnerwerkstatt vor Ort. Außerdem versuchten sie den antifaschistischen Widerstand dadurch zu stärken, dass sie geheime Treffen mit ausgesuchten Personen organisierten. Ihr Wahlspruch lautete »Wenn es nicht anders geht nach Vorschrift, wenn möglich sabotieren«. Bis zum Jahr 1935 funktionierte diese konspirative Arbeit für Hans Schwert gut.
Doch im August 1936 wurde Hans Schwert verhaftet. In jenen Tagen wurden Gewerkschafter_innen, deren Namen von bereits Verhafteten gegebenenfalls durch Folter erzwungen wurden, im großen Stil verhaftet und wiederum verhört und gefoltert – so auch Hans Schwert. Von ehemaligen Kollegen stark belastet, brachte ihn die Gestapo ins Klapperfeld. Hier wurde er Tag und Nacht vernommen und wiederholt brutal zusammengeschlagen. Insgesamt behielt ihn die Gestapo ein Jahr lang dort. Dennoch gab er in der ganzen Zeit keinen Namen, keine Verbindung und keine relevanten Informationen preis.
In Kassel, wo Fälle behandelt wurden, die von der Gestapo als gefährlich eingestuft worden waren, wurde ihm daraufhin der Prozess gemacht. Er wurde wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu 10 Jahren zusätzlicher Haft verurteilt. Dem Urteil folgte eine Odyssee durch insgesamt 14 Gefängnisse und Lager, in denen er 5 Jahre in Einzelhaft verbringen musste, bis er 1945 in Ulm von den US-amerikanischen Streitkräften befreit wurde.
Dem folgte die Rückkehr nach Frankfurt, wo er fortan zunächst im Institut zur Erfassung von Kriegsschäden arbeitete. Nach der Geburt seiner Tochter Doris war er im Wohnungsamt tätig und ab 1952 im Sozialversicherungsamt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1972 blieb. Bei seiner Arbeit wurden ihm wegen seiner offenen kommunistischen Gesinnung viele Steine in den Weg gelegt. Dennoch wurde er 1968 Mitglied der neu konstituierten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP).
Neben Beruf und DKP-Tätigkeit beteiligte sich Hans Schwert unter anderem an der Mitbegründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Hessen und wurde Personalratsvorsitzender des Versicherungsamts, der er bis zu seiner Pensionierung blieb.
Nach seiner Pensionierung kämpfte er gegen das Berufsverbot von Mitgliedern der DKP, von dem auch seine Familie direkt betroffen war. Seiner Tochter Doris war es wegen ihrer Mitgliedschaft verboten worden, Lehrerin zu werden.
Seit den 80er Jahren arbeitete Hans Schwert im Seniorenausschuss der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) mit, saß im Kreisvorstand der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und wurde Mitglied von deren hessischem Landesvorstand. Hans Schwert trat seit 1987 immer wieder als Zeitzeuge auf. Für sein antifaschistisches Engagement bekam er die Johanna-Kirchner-Medaille verliehen.
Noch im Alter von 99 Jahren hielt er am 7. Juli 2007 auf dem Römerberg eine Rede, um gegen einen an diesem Tag stattfindenden Aufmarsch von Neonazis im Stadtgebiet zu demonstrieren. 2009 nahm er am 8. Mai an einer Gedenkfeier vor dem Nieder Friedhof anlässlich des Jahrestags der Befreiung vom Faschismus teil. Noch am 2. Mai 2013 erinnerte er in einer Rede im Frankfurter Gewerkschaftshaus an dessen Stürmung durch die Nazis vor 80 Jahren.
Am 21. Mai 2013 ist Hans Schwert im Alter von 105 Jahren gestorben.