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Das Klapperfeld ab 1945

Einen Monat vor dem Einzug der US-amerikanischen Armee in Frankfurt entschieden sich die Siegermächte im Februar 1945 auf der Konferenz von Jalta für die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen: Die Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und die USA verwalteten demnach jeweils voneinander getrennte Bereiche. Der alliierte Kontrollrat mit Sitz in Berlin war das oberste Regierungsorgan der Siegermächte. Er bestand aus vier Oberbefehlshabern der jeweiligen Armeen.

Luftaufnahme der östlichen Innenstadt, ca. 1945: In der Mitte der linken Bildhälfte ist das Polizei­gefängnis zu sehen.
Luftaufnahme der östlichen Innenstadt, ca. 1945: In der Mitte der linken Bildhälfte ist das Polizei­gefängnis zu sehen. Im Gegensatz zum alten Polizeipräsidium ist dieses nur leicht zerstört worden. Quelle: Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt a. M. (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main [Aus: Gewahrsam. Räume der Überwachung; Hrsg. Arne Winkelmann und Yorck Förster; Kehrer Verlag Heidelberg und Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt a. M., 2007.])

Frankfurt am Main gehörte zur amerikanischen Zone und unterstand der Verwaltung der amerikanischen Militärregierung. Auch das Polizeigefängnis Klapperfeld wurde von den Amerikanern übernommen, um Nazis und straffällig gewordene Menschen zu inhaftieren.

Die Mehrzahl der politischen Häftlinge wurde anfangs im Klapperfeld inhaftiert. Doch reichte der Platz schon bald nicht mehr aus und vier Wochen nach dem Einzug in Frankfurt musste das Gefängnis in der Hammelsgasse als Ausweichquartier wieder hergestellt werden, wovon man zunächst wegen stärkerer Bombenschäden absah. 150 Häftlinge wurden aus dem Polizeigefängnis Klapperfeld in die Hammelsgasse überführt.

Im Klapperfeld war der Sanitätsraum durch eine Bombe zerstört worden, Fensterscheiben waren nicht mehr vorhanden und auch die sanitären Anlagen waren für die Verhältnisse nicht ausreichend. Zudem war das Polizeigefängnis Klapperfeld durch die starke Überbelegung und die schlechte Behandlung der Inhaftierten während des NS so stark verlaust, dass im April 1945 eine Entlausung durch das Rote Kreuz mit DDT-Puder stattfinden musste. Vorher konnte aufgrund eines Wassermangels im Polizeigefängnis keine Entlausung stattfinden.

Aufnahme des ehemaligen Polizeigefängnisses, 1951: Die ­Ruine des alten Polizeipräsidiums ist fast vollständig abgetragen. Von der Zeil aus blickt man zu dieser Zeit direkt auf das Polizeipräsidium.
Aufnahme des ehemaligen Polizeigefängnisses, 1951: Die ­Ruine des alten Polizeipräsidiums ist fast vollständig abgetragen. Von der Zeil aus blickt man zu dieser Zeit direkt auf das Polizeipräsidium. Heute wird das Klapperfeld wieder von dem Bau des Oberlandes­gerichts verdeckt. (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main [Aus: Gewahrsam. Räume der Überwachung; Hrsg. Arne Winkelmann und Yorck Förster; Kehrer Verlag Heidelberg und Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt a. M., 2007.])

Das Gefängnis wurde von den Amerikanern mit Wanzen ausgestattet, um die Nazis vor ihren Prozessen abhören zu können.

Die Verhaftungen in den ersten Kriegswochen erfolgten meist aufgrund anonymer Anzeigen. Grundsätzliche Richtlinien für politische Verhaftungen bestanden zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die ersten Verhaftungen fanden am 7. April 1945 statt, die ersten Verhöre am 11. und 12. April 1945.

Im April arbeiteten 20 geschulte Kriminalpolizisten und 30 Angestellte im Polizeigefängnis Klapperfeld. Unter den Angestellten befanden sich mehrere ehemalige KZ-Insassen.

Im Laufe des Aprils 1945 beschloss die amerikanische Militärregierung, dass keine anonymen Anzeigen mehr angenommen werden dürften. Wenn eine Anzeige aufgenommen werden sollte, musste man von nun an seinen Personalausweis vorzeigen.

Im April 1945 befanden sich 460 Häftlinge im Polizeigefängnis Klapperfeld, darunter 440 politische. Im Mai 1945 waren 615 Menschen im Klapperfeld inhaftiert, 533 Männer und 82 Frauen. Der Anteil der politischen Häftlinge ist bisher noch nicht bekannt.

Die politischen Häftlinge durften am Tag eine halbe Stunde in den Hof an die frische Luft.

Neubauten an der Ostzeil, 1955: Rund um das Klapperfeld werden die Ruinen abgetragen. Auf dem Gelände des alten Polizeipräsidiums entsteht ein Neubau.
Neubauten an der Ostzeil, 1955: Rund um das Klapperfeld werden die Ruinen abgetragen. Auf dem Gelände des alten Polizeipräsidiums entsteht ein Neubau. (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main [Aus: Gewahrsam. Räume der Überwachung; Hrsg. Arne Winkelmann und Yorck Förster; Kehrer Verlag Heidelberg und Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt a. M., 2007.])

Im September 1945 beschloss die amerikanische Militärregierung, die staatlichen Gefängnisse nach einer vollständigen Entnazifizierung der verschiedenen Städte unter eine eigene verwaltungsmäßige Leitung zu stellen. Die Wachmannschaften sollten einheitliche Uniformen bekommen und bewaffnet werden.

Des Weiteren sollte eine mit anderen Landesgefängnissen einheitliche neue Gefängnisordnung erlassen werden. Weiterhin aber wurden die Gefängnisse von MPs (amerikanische Militärpolizei) kontrolliert.

Hausordnung des Polizeigefängnis Klapperfeld, nach 1945
Hausordnung des Polizeigefängnisses Klapperfeld, nach 1945 (Quelle: Hessisches Hauptstaatsarchiv)

Quelle: Stadtarchiv Frankfurt am Main: Magistratsakten Zugang 47/69; Sig. 5887