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Residenzpflicht – Invisible Borders

5. Februar – 24. Februar 2011

Für Flüchtlinge im Asylverfahren oder mit Status der Duldung existieren in Deutschland an alltäglichen Orten unsichtbare Grenzen. Sie dürfen sich z.B. aufgrund der sogenannten »Residenzpflicht« nur innerhalb eines ihnen zugewiesenen Landkreises oder Bundes­landes bewegen. Gleichzeitig werden sie verpflichtet, in Flüchtlingsheimen und -lagern oft am Rande oder außerhalb von Siedlungsgebieten zu wohnen.

Gutscheinsysteme statt Bargeldleistungen, aber auch Personen­kontrollen von als »fremd« wahrgenommenen Menschen an Bahn­höfen und in Zügen führen zur Markierung von Flüchtlingen und tragen zur gesellschaftlichen Isolation bei.

Die Ausstellung ›Residenzpflicht — Invisible Borders‹ dokumentiert anhand von Modellen, Foto- und Videoinstallationen, Plänen und Texten die dabei produzierte Geografie mehrfacher Einsperrung und Ausgrenzung und die durch sie verursachte Raumwahrnehmung, aber auch Strategien des Widerstands.

Website zur Ausstellung: www.invisibleborders.de

Großer Ausstellungsraum mit der Ausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders« und einem Modell einer Sammelunterkunft für Geflüchtete
Zweiter Ausstellungsraum mit der Ausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders« und einer Installation, die das Berliner U-Bahnnetz und die unsichtbaren Grenzen für Menschen sichtbar macht, die von Residenzpflicht betroffen sind
Exponat der Ausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders« der den Weg eines Asylverfahrens in der BRD visualisiert

Begleitprogramm

Hier die Themen und Termine der Begleitveranstaltungen. Zur Zeit laufen noch Anfragen für weitere Veranstaltungen. Sobald neue Termine feststehen, werden sie hier online gestellt.

Samstag, 5. Februar 2011
15.00 Uhr // Eröffnung der Ausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders« durch »Faites votre jeu!« und die Gruppe »No Border Ffm«

Sonntag, 6. Februar 2011
19.00 Uhr // Rex Osa
, ein Aktivist von The Voice Refugee Forum, spricht über die Repression gegen Flüchtlinge und Asylsuchende in der BRD und die Notwendigkeit von Widerstand bis zur Abschaffung von rassistischen Sondergesetzen wie der Residenzpflicht.

Mittwoch, 9. Februar 2011
19.30 Uhr // »Die Residenzpflicht – Innerdeutsche Grenzen im europäischen Kontext«
Der Vortrag von Kasm Cesmedi gewährt zunächst einen Einstieg in das Thema der Residenzpflicht aus persönlicher Perspektive. Als Rom aus dem ehemaligen Jugoslawien und langjährig geduldeter Flüchtling war er von 1992 bis 2007 akut von Abschiebung bedroht. Wegen der Residenzpflicht konnte er sich nach dem Abitur nicht an seiner Wunsch-Universität bewerben. Das Besuchen der Familie war stets mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden – sontane Besuche scheiterte nicht zu letzt an den Kosten, die für eine Genehmigung anfielen.
In seiner langjährigen Arbeit mit und für Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien sind ihm zahlreiche Beispiel bekannt, durch die viele geduldete Roma wegen des Verstoßes gegen ihre Auflage der Residenzpflicht von den Behörden kriminalisiert wurden. Darüber hinaus bietet er Einblick in das Leben eines geduldeten Flüchtlings – mit all seinen Schikanen, der permanenten Ungewissheit und der Angst vor der Abschiebung.  Am Beispiel der Aktion 302 in Münster Westfalen und der Selbstorganisation von Roma-Jugendlichen im Rahmen der nationalen Roma-Jugendvernetzung, wird er Bezug auf langjährig in Deutschland lebende Roma nehmen, die akut von der Abschiebung in das Kosovo betroffen sind und ihre Versuche, sich bei Politik und Gesellschaft Gehör zu verschaffen und Mitspracherecht in ihren Belangen einzufordern, thematisieren.
Kasm Cesmedi studiert Politik & Wirtschaft, Geschichte und Islamische Studien an der Goethe-Uni, arbeitet als muttersprachliche Lehrkraft im Projekt »Berufliche Bildung, schulische Qualifikation und Erwerbstätigkeit« für Roma-Jugendliche und in der Roma-Erwachsenenbildung des Förderverein Roma e.V. (www.foerdervereinroma.de), ist aktiv in der nationalen und internationalen Roma-Jugendvernetzung und hat die Aktion 302 (gegen die Abschiebung von 302 Münsteraner Roma; www.aktion302.de) mitgestaltet.

Mittwoch, 16. Februar 2011
19.30 Uhr // »Asylsuchende auf der Weiterflucht in Europa – aktuelle Entwicklungen zur Dublin-II-Verordnung«
Vortrag und Diskussion von und mit Maria Bethke und Dominik Bender. Beide sind hauptberuflich mit der Beratung von Flüchtlingen befasst.

Samstag, 19. Februar 2011
20.00 Uhr // »Reise ohne Rückkehr – Endstation Frankfurter Flughafen«
Film über den sudanesischen Flüchtling Aamir Ageeb, der 1999 an Bord einer Lufthansa Maschine abgeschoben werden sollte, sich wehrte,und dabei von BGS Beamten erstickt wurde. Der Regisseur Güclü Yaman wird bei der Vorführung anwesend sein. Infos zum Film auf: www.journeyofnoreturn.com

Mittwoch, 23. Februar 2011
20.00 Uhr // »Residenzpflicht und Bleiberecht aus Perspektive eines Betroffenen« Hassan Khateeb
, aktiv bei Jugendliche ohne Grenzen (www.jogspace.net), berichtet über den Irrsinn deutscher Bleiberechtsregelungen. Er und seine Familie waren 17 Jahre lang geduldet und permanent von Abschiebung bedroht, erst im Oktober 2010 haben sie ein Aufenthaltsrecht bekommen.

Donnerstag, 24. Februar 2011
20.00 Uhr // »Die europäische Grenzschutzagentur FRONTEX und die südlichen Außengrenzen der EU – Analyse der Nautilus‘ Joint-Operationen«
Vortrag von Sebastian Schaurer & Fabian Wagner. In Kooperation mit dem Forschungsprojekt »Staatsprojekt Europa« (www.staatsprojekt-europa.eu)
Frontex, die europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen, hat in den Jahren 2006-2009 Operationen mit dem Namen Nautilus im zentralen Mittelmeer durchgeführt. Hauptziel dieser Missionen war es Migrant_innen an der Einreise nach Europa zu hindern, bzw. wenn dies nicht möglich war sie in ihre »Herkunftsländer« abzuschieben. Mehrmals wurden diese von offizieller Seite für gescheitert erklärt, kurz darauf aber fortgesetzt. 2010 fanden die Operationen keine Fortsetzung mehr: Grund waren politische Auseinandersetzungen zwischen Frontex, Malta und Italien. 
Wir werden in unserem Vortrag zeigen, dass die Frontex »Erfolgsgeschichte« erste Risse bekommen hat, es aber nichtsdestotrotz keinen Grund zur Freude gibt. Aber warum ist Nautilus wirklich gescheitert und gibt Frontex nun ihr Engagement im Mittelmeer auf? Diese und weitere Fragen werden wir versuchen zu klären. Nach unserem Input würden wir uns über eine rege Disskusion freuen.
Sebastian Schaurer ist Diplom Politologe und hat bis Anfang 2011 an der Goethe Uni in Frankfurt Politikwissenschaften mit den Nebenfächern Soziologie und Sozialpsychologie studiert. Fabian Wagner promoviert im »Staatsprojekt Europa« am Institut für Sozialforschung zur Grenzschutzagentur Frontex.

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