Die Novemberrevolution
Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg fand das Kaiserreich in der Novemberrevolution sein Ende. In Frankfurt am Main, wie auch in anderen Städten Deutschlands, gründeten sich zunächst Arbeiter- und Soldatenräte. Am 9. November 1918 erfolgte dann die jeweilige Ausrufung der Republik durch rivalisierende Sozialdemokraten und Sozialisten in Berlin, wobei sich die Sozialdemokratie letztendlich als durchsetzungsfähiger erwies. Eine provisorische Übergangsregierung – auch »Rat der Volksbeauftragten« genannt – aus SPD und USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) wurde gegründet. Diese entschied sich für die Wahl einer Nationalversammlung. Am 19. Januar 1919 fanden freie Wahlen statt, wobei sich erstmals auch Frauen an der Wahl beteiligen konnten. Eine parlamentarische Demokratie entstand.
Krise und Stabilisierung in der Weimarer Republik
Die Lage für die neue Demokratie war alles andere als einfach. Die Unterzeichnung des Versailler Vertrages, der als Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg die Reparationsleistungen und Gebietsabtretungen Deutschlands an die Siegermächte regelte, wurde der Regierung stark angelastet. Die nationale Rechte setzte sich zur Aufgabe, die Volksgemeinschaft von 1914 wieder herzustellen. Die politische Instabilität der Republik und das soziale Elend seit Ende des Krieges wurden als Ausgangslage für die Propaganda der völkisch-nationalen Parteien und Gruppierungen genutzt.
Auch auf Seiten des Staatsapparates gab es etliche strukturelle Probleme. So stützte man sich in Militär, Justiz und Verwaltung weiterhin auf das alte Personal des Kaiserreiches, das der neuen Staatsform meist ablehnend gegenüber stand.
Es herrschten viele unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die politische Gestaltung der neuen Republik aussehen sollte. Die Linke hatte sich während der Novemberrevolution gespalten. Für völkische und nationalistische Rechte in Deutschland erschienen die Novemberrevolution und die ihr nachfolgenden Jahre als bolschewistisches und anarchistisches Chaos. Sie behaupteten, dass die Niederlage des Ersten Weltkriegs durch vaterlandslose Teile der Zivilbevölkerung verursacht worden sei, was in weiteren Verschwörungstheorien gipfelte. So hätten Revolutionäre mitunter aus jüdischen Familien dem deutschen Volk einen Dolch in den Rücken gestoßen und den Umsturz herbeigeführt (Dolchstoßlegende). Bolschewismus und das Judentum galten als die Hauptfeinde völkisch nationaler Kreise. Derartige Erklärungsmuster fanden in der Bevölkerung zunehmend Anklang.
Als die Weimarer Republik die Reparationsleistungen nicht auszahlen konnte, besetzten französische und belgische Truppen am 11. Januar 1923 das Ruhrgebiet. Ein blutiger Bürgerkrieg drohte und die Bereitschaft zu Putsch und Aufstand innerhalb der Gesellschaft wuchs.
Putschversuch der NSDAP
Die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) organisierte am 8. November 1923 einen Putschversuch in München. Angelehnt an Mussolinis (ab 1922 Führer des faschistischen Regimes in Italien) »Marsch auf Rom« wollte die NSDAP den »Marsch nach Berlin« verwirklichen. Der Putschversuch wurde jedoch bereits am folgenden Tag niedergeschlagen und die Putschist_innen, darunter Adolf Hitler, festgenommen und inhaftiert. Die Entlassung Hitlers erfolgte allerdings schon ein halbes Jahr später. Auch das unmittelbar erfolgte Verbot der NSDAP wurde 1925 aufgehoben und die Partei neu gegründet.
Die nationale völkische Bewegung befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einem Tiefpunkt. Hitler sicherte sich als Führer die uneingeschränkte Macht innerhalb der NSDAP. Während der Haftzeit hatte er den ersten Teil seiner Schrift »Mein Kampf« verfasst, die 1925 und 1926 in zwei Bänden erschien. In »Mein Kampf« forderte Hitler eine »rassenreine Volksgemeinschaft« und die »Ausschaltung« der Jüdinnen und Juden aus der Gesellschaft. Auch propagierte er die Herrschaft der »arischen Rasse« über die »slawischen Untermenschen« Osteuropas.
Zwischenzeitliche Stabilisierung und Wiederkehren der Krise – Aufstieg der NSDAP
Währenddessen regierten zwischen 1924 und 1928 bürgerliche Kabinette. Mit dem Tod des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert wurde der einstige königlich-preußische Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg 1925 zum Reichspräsidenten gewählt. Zwischen 1923 und 1929 kam es zu einer Aussöhnung mit den Siegermächten und die außenpolitische Lage entspannte sich zunehmend.
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ab dem Jahre 1929 brach dann die Wirtschaft in Deutschland zusammen. Anfang 1931 gab es fünf Millionen Arbeitslose in Deutschland. Das soziale System der Weimarer Republik hielt den Folgen der Wirtschaftskrise nicht stand. Armut und Hunger prägten das Alltagsleben breiter Bevölkerungsschichten.
Die NSDAP entwickelte sich in der Krise der parlamentarischen Republik zu einer Massenbewegung. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise brachten der Partei einen starken Wähler_innenzuwachs.
Der Antisemitismus war ein bedeutendes Bindeglied zwischen den heterogenen Mitgliedern der Partei. In der Wahlpropaganda standen indes der Kampf gegen den Versailler Vertrag und den Bolschewismus im Vordergrund. Zugleich versprach die NSDAP die Überwindung der inneren Zerrissenheit und die Herstellung der Volksgemeinschaft.
Diese sollte vor allem durch eine scharfe Grenzziehung, durch Exklusion und Selektion verwirklicht werden. Antisemitismus nahm in dieser Vorstellung einen hohen Stellenwert ein. Die Volksgemeinschaft sollte durch rassistische Ausgrenzung hergestellt und die Politik der NSDAP durch Gewalt durchgesetzt werden.
Linke und Kommunistische Kreise versuchten das Erstarken der NSDAP zu bekämpfen. Doch schon bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 hatte die NSDAP einen großen Wähler_innenzuwachs zu verzeichnen. Sie strebte den Sturz des parlamentarischen Systems offen an und zog ab 1930 als zweitstärkste Fraktion mit 107 Abgeordneten in den Reichstag ein.
Nach dem Zusammenbruch der großen Koalition im März 1930, welche sowohl die Sozialdemokratie als auch das Zentrum und Kräfte des liberalen Lagers umfasste, trat zur Wirtschaftskrise eine Staatskrise hinzu. Schon vorher hatten rechtsgerichtete Kräfte um Hindenburg damit begonnen, eine Verlagerung der Macht und Handlungskompetenzen weg vom Parlament und hin zur Präsidialgewalt voranzutreiben. Hinzu kam, dass ab 1930 keine parlamentarischen Mehrheiten mehr für die Bildung einer arbeitsfähigen Regierung bestanden. Es folgten sogenannte Präsidialkabinette unter Brüning, von Papen und Schleicher, wobei diese antiparlamentarisch gesinnt waren.
Bei den zweiten Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 erhielt die NSDAP über 37 Prozent aller Stimmen, was sie zur größten Fraktion im Reichstag machte.
Die Sturmabteilung (SA) lieferte sich blutige Kämpfe mit der SPD und der KPD. Saal- und Straßenschlachten standen auf der Tagesordnung. Der Widerstand gegen die Nationalsozialist_innen wuchs.
Dennoch wurde Adolf Hitler am 30. Januar 1933 auf Betreiben vom Kreis um von Papen und Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Das Ende der Weimarer Republik war besiegelt.